Vorbereitung auf ein Statement oder Interview


Stellen Sie sich vor, so gegen 11 Uhr am Vormittag klingelt das Telefon – und ein Reporter oder Redakteur vom TV-Regionalstudio ist dran. Er hätte gern ein kurzes Interview, das Thema liegt im Rahmen dessen, mit dem Sie täglich zu tun haben. Was tun? Hier gilt erst mal die oberste Regel: Ruhe bewahren! Lassen Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen, auch wenn der Reporter selbst möglicherweise unter Druck ist. Ein gutes Signal könnte sein: Lieber Reporter, ich mach das gern! Aber in einer Stunde geht es gerade nicht. Wie wäre es denn um 14 Uhr? Auf diese elegante Weise haben Sie sich Luft verschafft für eine gute Vorbereitung. Und ersparen dem Reporter zugleich weitere Anrufe bei anderen möglichen Gesprächspartnern.

Zu einer guten Vorbereitung gehört, dass zunächst SIE die Fragen stellen. Am besten gleich bei der telefonischen Anfrage des Journalisten folgende Fragen klären (oder von der Pressestelle klären lassen):

  • Was ist die Ausgangsmeldung, der Anlass für das Interview?
  • Wann soll das Interview/Statement stattfinden?
  • Wie heißt der Reporter, wie ist er für Rückfragen zu erreichen?
  • Ist das Interview live oder wird es aufgezeichnet?
  • Kommt jemand vorbei, und wenn ja, wer?
  • Oder soll das Interview per Telefon geführt werden?
  • Wie lautet genau die Frage für ein Statement?
  • Wie lang soll das Interview werden?
  • In welchem Zusammenhang z.B. mit anderen Beiträgen steht das Interview?
  • Was soll der Hörer/Zuschauer erfahren?
  • Wer wird noch befragt?

Die beiden letzten Fragen haben eine Schlüsselfunktion: Mit großer Wahrscheinlichkeit wird der Journalist nämlich seine Fragen vorher nicht preisgeben. Aber über diese beiden vorbereitenden Fragen bekommen Sie einen recht guten Eindruck davon, wohin die Reise im Interview gehen soll und wie kontrovers es werden könnte.

Dann bereiten Sie sich in Ruhe vor. Erste Überlegung: Was wollen die eigentlich von mir? Meistens geht es um Ihre Einschätzung oder Ihre Meinung bzw. Analyse – und weniger um Fakten. Je klarer Sie sich positionieren, desto besser! Und desto spannender für den Zuschauer oder Zuhörer.

Inhaltliche Vorbereitung

Schaffen Sie für sich selbst Klarheit: Was wollen Sie überhaupt vermitteln? Was sind Ihre Kernbotschaften? Worauf beschränken Sie sich? Denken Sie daran: Es ist keine Doktorarbeit. Besonders im Fernsehen gilt: Je kürzer und klarer ein Botschaft, desto eher wird sie beim Zuschauer ankommen. Überfordern Sie das Publikum nicht z.B. mit den zehn unschlagbaren Argumenten für erneuerbare Energien, sondern nehmen Sie sich die zwei, drei wichtigsten heraus und reichern Sie sie mit Bildern, Vergleichen, ggfs. Zahlen an. Gern auch mit Schilderungen aus Ihrer ganz persönlichen Erfahrung, Sie sind schließlich der Experte!

Umgang mit Fachbegriffen und Fremdwörtern

Quälen Sie das Publikum bitte nicht mit Optionen, Dimensionen, Modifikationen, Diversifizierung, Fördermengen-Reduzierung etc. Denn Fremdwörter wie diese lassen die Aufmerksamkeit rapide in den Keller gehen. Es dauert oft mehr als eine Minute, bis die Zuschauer wieder geistig da sind und etwas aufnehmen können. Und das gilt besonders für das flüchtige Publikum bei Radio und Fernsehen. Es sitzen ja keine Mit-Experten vor dem Fernseher (höchstens vereinzelt), sondern ein sehr breit gefächertes Publikum. Erklären Sie komplexe Vorgänge so, dass z.B. die durchaus interessierte Gemüsehändlerin auf Ihrem Wochenmarkt alles versteht.

Viele Begriffe lassen sich leicht durch verständlichere, anschaulichere Wörter ersetzen:

Hohes Preisniveau – teuer
Käuflich erwerben – kaufen
Synergien – Kräfte bündeln
Reformen – fit machen für die Zukunft

Umgang mit Zahlen

Bitte stellen Sie dem Publikum keine Rechenaufgaben! Wenn Sie unbedingt Zahlen vermitteln wollen, gilt die Faustregel: höchstens zwei Zahlen pro Antwort. Und nicht die Ebenen vermischen, also Jahreszahlen, Prozentzahlen, absolute Zahlen, Quadratmeter etc. Machen Sie es den Zuschauern und Zuhörer so leicht wie möglich, Ihnen zu folgen und vereinfachen Sie unbedingt nötige Zahlen:

Lieber jeder Dritte – statt 33 Prozent
Verdoppelt – statt um 100 Prozent gestiegen!

Letzter Check bevor es im Interview ernst wird

Ist der Reporter mit dem Kamerateam da, bleibt häufig noch Zeit, ein paar Dinge zu besprechen. Besprechen Sie mit dem Journalisten z.B. die genaue Schreibweise Ihres Namens und Ihre Funktion im Unternehmen oder in der Organisation.

Sagen Sie dem Journalisten, was Ihnen an dem Thema besonders wichtig ist. Machen Sie durchaus einen Vorschlag, was unbedingt in dem Interview vorkommen muss! Aber tun Sie das mit Blick auf den Hörer/Zuschauer – also argumentieren Sie: Das ist für die Verbraucher/Zuschauer sehr wichtig, weil...

Dieses Vorgespräch ist auch die letzte Gelegenheit, doch noch die eine oder andere Frage in Erfahrung zu bringen. Manche Journalisten sind durchaus bereit, ihrem Gegenüber z.B. die erste Frage zu nennen, damit es keinen Stolperstart ins Interview gibt.

Binden Sie auch das Kamerateam in die Vorbereitung ein: Sitzt die Krawatte? Sind mögliche Schuppen vom Jackett weg? Wohin sollen Sie eigentlich schauen, also was ist Ihre Blickrichtung? Glänzen Sie womöglich? Falls ja: unbedingt abpudern lassen. Und dann: toi, toi, toi!

Autorin

BMTD

Dr. Katrin Prüfig

Kontakt: www.die-medientrainer.de

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